Ungelöste Differenzen mit dem Dachverband




von Uta-Maria Freckmann (C) 09.2025


In eigener Sache

Heute möchte ich gern einen Sachverhalt schildern, der mir lange Zeit unbegreiflich war und noch heute für mich schwer verständlich ist. Weil keine Bereitschaft zur Klärung vonseiten des Dachverbandes der Beginen vorhanden ist, scheint es in dieser Sache kein Vorankommen zu geben. Deshalb versuche ich es jetzt mit der Öffentlichkeit, denn ich gehe davon aus, dass der Schriftverkehr, der zwischen mir und dem Dachverband zwecks Klärung der Angelegenheit hin und her ging, niemals wirklich offengelegt wurde. Aber nur so kann man sich als Mitfrau, die alles nur am Rande mitbekommt, ein Bild der wirklichen Gegebenheiten machen, um so eigene Schlüsse daraus zu ziehen.

BBT 2015 in Bielefeld

Es begann alles auf dem bundesweiten Beginentreffen des Dachverbandes im Jahr 2015. Ich gebe das hier so exakt wieder, weil ich damals für mich ein Protokoll angefertigt habe, damit ich alles richtig abspeichere. Ich hatte beschlossen, erstmalig am BBT teilzunehmen. Anlass war unter anderem, dass ich mein Projekt Lebensquell-Duderstadt vorstellen wollte, welches ein Jahr vorher gestartet war. Man bat mich, bei der anschließenden Kommunikation nach der Anmeldung, gern handgefertigten Schmuck aus Halbedelsteinen einer meiner Kunsthandwerkerinnen mitzubringen, um den Stand etwas bunter zu machen. Da im Lebensquell im Projektladen, schöne Dinge von Kunsthandwerkern angeboten wurden, kam ich dem gern nach. Das Treffen fand in Bielefeld im Haus Neuland statt. Dauer der Veranstaltung: von Freitag, den 28.08. bis Sonntag, den 30.08.2015

Am Freitag habe ich dort meinen Stand aufgebaut, mit vielen Bildern vom Projekt Lebensquell, handgefertigtem Schmuck und ein paar Schriften von mir. Unter anderem lag da ein Text von mir über das Beginenwesen damals und heute, in einer Zeitschrift auf dem Tisch aus. Der Stand wurde mit Interesse aufgenommen. Im Anschluss kam eine Frau aus dem Vorstand auf mich zu, um mir mitzuteilen, dass ihr das alles gut gefiel. Es gab noch viele schöne Gespräche mit anderen Beginen. Hier der Link zum Projekt für Interessierte, den Lebensquell gab es zehn Jahre lang bis 09. 2024.

Leicht abweichende Meinungen

Am nächsten Morgen wurde ich von einer Vorstandsfrau aus Fulda angesprochen, die sich als Beginenforscherin des Dachverbandes vorstellte und mir sogleich ihr Anliegen vortrug. Sie sagte mir, der Text wäre wunderbar, alles perfekt, aber eines müsste ich herausnehmen, und zwar das Wort „außerkirchlich“, am besten ganz einfach weglassen, und zeigte auf eine Textstelle in meinem Text. Sie sagte dies beinahe als Aufforderung. Ich verstand nicht sofort was sie wollte, weil sie eben auch über die anderen Texte positiv sprach, und sagte entschieden: „Da wird gar nichts herausgestrichen, das ist schon richtig so.“ Nun hör mir doch erst mal zu, sagte sie dann, ich sage es nur einmal (ihr herrischer Ton fiel mir auf), also hörte ich intensiv hin, was sie zu sagen hatte.

Sie erklärte mir, dass die historischen Beginen die Kirche reformiert hätten und ihnen dies zum Teil auch gelungen sei, schließlich hätten sie die Erlaubnis des Papstes gehabt, sich ihren Beichtvater selbst zu wählen. Ich entgegnete ihr, dass die Beginen sich zumeist zwangsweise den Anordnungen der Kirche gefügt hätten (z.B. beim Zuordnen eines Beichtvaters), sie aber eine freie Spiritualität leben wollten. Die äußeren Umstände zwangen sie aber, sich immer wieder unterzuordnen. Sie entgegnete mir: Es gab damals noch keine Trennung von Staat und Kirche, die Frauen waren innerhalb eines Gesamtsystems tätig, außerkirchlich war gar nicht möglich, so etwas gab es gar nicht. Ja, sagte ich ihr "Das sehe ich auch so", aber dass die freie Spiritualität (= nicht kirchlich organisierte Spiritualität, siehe Marguerite Porete, die dafür verbrannt wurde, weil sie genau das vertrat) für die damaligen Beginen wichtig war.  Dies war ein gelebtes Lebensmodell, welches die Beginen seinerzeit vertreten haben, denn sie haben ihre spirituellen Erfahrungen weitergegeben und sogar ohne kirchliche Erlaubnis gepredigt, siehe den Text Geschichte der Beginen. Zudem erwähnte ich, dass ich nichts gegen die Kirchen hätte und jede Religion akzeptieren würde. Schließlich gäbe es nur einen Gott und der sei für alle da. Das Wort „außerkirchlich“ bleibe dort stehen, weil ich erstens noch kein besseres Wort gefunden hätte und zweitens, weil es in diesen Kontext passen würde. Ich erklärte ihr, dass ich Freiheit für die spirituelle Entwicklung der Beginen unbedingt wichtig fände. Das war ein patriarchales System, in das man sich als Begine größtenteils fügen musste, unter Androhung von Exkommunikation, Enteignung und inquisitorischen Maßnahmen.  

Nach diesem Gespräch frühstückten wir noch zusammen und ich ging davon aus, dass wir zwar leicht abweichende Meinungen voneinander hatten, aber dass dies kein Problem sei. Glücklicherweise darf man ja heute unterschiedliche Gesichtspunkte haben. Zudem bin ich der Meinung, dass das oft nur verschiedene Sichtweisen sind.  

Der Rauswurf

Weit gefehlt, es kam leider alles ganz anders: Kurz nach 15.00 Uhr kam eine andere Vorstandsfrau zu mir an den Stand und verlangte, dass ich meine Sachen einpacke und den Stand räume. Fassungslos sah ich sie an und verlangte nach einem Grund dafür. Sie meinte, sie könne es jetzt nicht genau benennen, aber es habe wohl irgendetwas mit Konkurrenz zu tun, sie wolle das noch prüfen. Ich zeigte ihr die Flyer und sagte, dass es da keine Konkurrenz gäbe. Ich sei Begine und lebe nach historischem Vorbild der Beginen eine freie Spiritualität. Die dazugehörigen Werte, Tugenden und die Ethik würde ich als wichtig erachten. „Welche Konkurrenz ist also gemeint?“

Danach ging ich noch zu einer anderen Vorstandsdame in ihr Open Space- Seminar und schilderte alles, weil ich eine Begründung verlangte, denn so geht man einfach nicht miteinander um. Sie meinte dann, sie melden sich noch heute bei mir, aber niemand kontaktierte mich mehr. Enttäuscht fuhr ich am nächsten Morgen in aller Frühe heim. Zu Hause angekommen, sendete ich eine Anfrage an den Dachverband (am 2.9.2015), in der ich nochmals das Geschehen darlegte und nach den Gründen fragte, da ich jetzt gern eine Erklärung dafür hätte. Aber wiederum geschah nichts, es kam keine Antwort. Ich trat daraufhin aus dem Dachverband wieder aus. Mein Verschulden war, dass ich einen Text ausgelegt habe, der eine Kontroverse auslöste, was ich im Nachhinein sehr bedaure, denn das war es tatsächlich nicht wert.


Erneute Mitgliedschaft, um Begründung zu erhalten

Im Jahr 2019 startete ich einen neuen Versuch, weil ich mir dachte, man könnte jetzt nach 4 Jahren Frieden schaffen. So füllte ich einen Antrag auf Mitgliedschaft im Dachverband aus und hoffte, jetzt vllt. eine Begründung für das damalige Verhalten zu bekommen.

Diesem Antrag wurde nicht entsprochen. Man begründete das mit folgendem Wortlaut: 

(Zitat) Es kommt hinzu, dass wir nach wie vor der Ansicht sind, dass die Beginen Netzwerke, die Ihren Hintergrund bilden, ("die innige Freundschaft mit Gott", "das eigene Leben umwandeln in einen Tempel Gottes" und "die Lehren der Bibel") für uns zu eng gefasst beziehungsweise nicht gut verträglich sind mit unseren ungebundenen freiheitlicheren Statuten des Dachverband ("parteipolitisch unabhängig", "überkonfessionell", ein "Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Wissenschaft und Bildung" und der "Forschung zur historischen und modernen Beginenkultur, die der gesellschaftspolitischen Frauenemanzipation eine neue Dimension hinzufügt"). (Zitatende)

Ich habe mich gefragt, was da falsch verstanden wurde am Beginenwesen, dass man eine Mitgliedschaft, wegen gelebter freier Spiritualität und einem dazugehörigen meditativen Leben mit Gott ablehnen kann?

Persönlich sehe ich das Beginenwesen als überaus vielfältig. Wohnbeginen (Fokus auf gemeinschaftlichem Wohnen) haben darin ihren Platz und alle anderen Gemeinschaften ebenfalls, die die Welt ein wenig besser machen und sich als Beginen begreifen. Aber die spirituelle Komponente aus dem Beginenleben verbannen? Oder die Beginen als generell katholische Nonnen verkaufen wollen? Alle meine Recherchen sprechen dagegen. Gern revidiere ich meine Meinung, wenn es Untersuchungen gibt, die Beginen erwiesenermaßen nur im katholischen Nonnenwesen ansiedeln.

Ungelöste Konflikte 2025

Im März dieses Jahres kam die Idee auf, eine Beginen-Zeitschrift ins Leben zu rufen, um das Beginenwesen in all seiner Vielfalt darzustellen und bekannt zu machen. Diese Idee begeisterte mich und die Resonanz auf Heft 1 war sehr positiv. Die Zeitschrift wird kostenfrei als Download angeboten, ich mache diese Arbeit ehrenamtlich mit viel Herzblut und habe Freude dabei. Sie wird in vielen sozialen Medien vertrieben und bisher war die Resonanz für den Anfang vielversprechend.

Jetzt, nach dem BBT 2025, wurde ich vom Dachverband angeschrieben, weil manche Frauen „irritiert“ waren und wissen wollten, warum ich seinerzeit ausgetreten war und warum ich jetzt wieder drin bin im Dachverband (???). Da das ganze Geschehen nur den damaligen Text und mich betraf, schilderte ich erneut das Geschehen, welches bis heute ungeklärt geblieben war, weil die Verursacherin und Drahtzieherin für den Rauswurf nie genannt und die Gründe dafür diffus blieben. Ich freute mich sehr, dass das Ganze jetzt zum Ende kommen konnte. Aber man schrieb mir zurück, man wolle nicht über den Konflikt mit mir sprechen, denn:

(Zitat) Manche Missverständnisse entstehen ja aus besonderen Konstellationen und erscheinen allen Beteiligten später oft rätselhaft. (Zitatende) Deshalb lehne man ab, mit mir darüber zu sprechen.

An so einen "Rauswurf" und die Hintergründe erinnert man sich auch noch nach 10 Jahren, oder geschieht so etwas öfter beim BBT? 

Man wolle jetzt mit mir über die Zeitschrift „Beginen heute“ sprechen, weil einige Frauen irritiert gewesen seien über das Erscheinen. Diese Frauen wolle man sammeln und mich dann dazu befragen. Das wiederum war für mich unverständlich, da in der Zeitschrift steht, was ich bezwecke, und die Inhalte sagen genau das auch aus, nämlich das Beginenwesen im Ganzen zu fördern. Gern wäre ich zum ZOOM oder persönlichen Gespräch bereit gewesen, was ich auch erfreut schrieb, denn ich schätze die Arbeit des Dachverbandes sehr. Da man mir aber verbot, über den Dachverband und zugehörige Beginen als auch Höfe zu berichten, empfand ich das als Tribunal. 

Sind wir nicht den Zeiten der Inquisition mittlerweile entkommen? 

Warum sieht man nicht die Chancen und Möglichkeiten solch einer Zeitschrift und verhält sich entsprechend? 

Stattdessen wird noch immer weiter intrigiert, neue Kontakte werden vor mir gewarnt und Kontaktverbote ausgesprochen. Solch ein Verhalten ist unhaltbar. Sollte seitens des Dachverbandes eine Bereitschaft zur Akzeptanz gegeben sein, freue ich mich allerdings auf ein Gespräch und die Fortsetzung der Bemühungen um Frieden.

Es empfiehlt sich, die gemeinsame Kommunikation innerhalb des Dachverbandes für die Mitfrauen offenzulegen, damit sichtbar wird, dass meine Darlegung einwandfrei ist. 

                                  
Uta-Maria Freckmann 17.09.2025


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